Kiki 101 A0

 

Restaurieren eines Kiki 101 A0
6 Volt Baujahr 1954

von Rainer – Maria Deppe
Tel.: 02535 – 8168
Mobil: 0172 – 5346494

Sept. 2011 – Mai 2012

Auf unserem Abheinkeln in Havixbeck im Herbst 2010 erfuhr ich in Gesprächen mit Hubert Bachhausen und Alois Berg von einem angefangenen Heinkelprojekt im Raum Aachen. Da ich mir vorgenommen habe, irgendwann in ferner Zukunft einmal von jedem Heinkeltyp einen restauriert zu haben, kam mir diese Gelegenheit gerade recht .

So wurden kurz darauf mit dem Besitzer Herrn Gerards aus Roetgen Kontakte geknüpft und vereinbart, die Rollerteile nach unserem Familienurlaub im Sommer 2011 abzuholen.

Gesagt, – getan!!!

Und so erhielt ich von Herrn Gerards für 500 € einen zerlegten Roller, der bereits des Öfteren verunfallt war jedoch einen gut überholten Motor ohne Kolben und Auspuff. Es lag ein Zylinder mit 175 cm³ bei. Ebenfalls wurde ich darauf hingewiesen, dass eine der drei Zündspulendefekt sei. Es wurde kein Brief mitgegeben, da auch mein Vorgänger keinen erhalten hatte.

So kam viel Arbeit auf mich zu !!!!!.

Aber bekanntlich lässt sich ja auch aus einem hässlichen Frosch ein Königssohn zaubern.

Bilder, wie ich den Roller übernommen habe, finden Sie in der Galerie.

Da ja wie bekannt ist, für den Kiki jegliche Betriebsanleitung fehlt, habe ich während der Zerlegung laufen Fotos angefertigt, um evtl. nachher beim Zusammenbauen darauf zurückgreifen zu können.

Leider war der Motor mit allen Anschlüssen und Verkabelungen nicht im Rahmen. Bekanntlich ist beim Kiki die Schaltung zunächst über einen Bowdenzug zu einer Schaltwippe dann über eine Umlenkung über eine Schaltstange unter den Motorblock geführt.

Die Schaltstange musste vom Club besorgt und dann von mir in allen drei Dimensionen räumlich angepasst werden. Als die Stange dann angepasst und die Schaltung eingestellt war, ergab sich eine wunderbar zuverlässig, leicht zu schaltende Getriebeeinheit.

Aber nun zurück zum Anfang!!.

– 2 Wochen Zerlegearbeit

– Dann zur Firma Humberg in Nottuln zum Strahlen der Teile und zum
Grundieren.
Hier wird erstklassige Arbeit geleistet, was die Vorbereitung zum Lackieren
ausmacht. Hut ab !!!, empfehlenswert !!!! .
Andreas Offer von der Firma Autohaus Breul in Albersloh hatte danach kräftige Ausbeularbeiten sowie Lackierarbeiten zu verrichten
Das Ergebnis war phänomenal!!

Die Farbwahl gestaltete sich vorm Lackieren jedoch etwas schwierig. Meine liebe Frau Annette, meine Kinder, Herr Offer und ich beratschlagten anhand der polierten Vergaserklappe des Kofferkastens welche Farbe der Neuzeit nun dieser alten Farbe am nächsten komme.

Wir einigten uns dann auf Türkisblau RAL 5018 ,
was nach dem Lackieren zunächst gewöhnungsbedürftig aber sehr interessant aussah.

Alle Birnen waren defekt – 6 Volt Birnen sind schon etwas schwieriger zu bekommen.

Mit der freundlichen Unterstützung meines Heinkelstammtischkollegen Heinz Nixdorf, der ebenfalls einen durch ihn perfekt restaurierten Kiki in seinem Keller auf einem Perserteppich stehen hat, konnte ich an viele Fotos der zusammengebauten Einzelkomponenten kommen. Auch fertigte er mir eine Federaufnahme für das hintere Federbein.
Da hier Federbein und Stoßdämpfer geteilt hintereinander verbaut vorliegen und da der Stoßdämpfer leider nicht mitgeliefert wurde, musste ich mir eine in der Länge und Federwirkung passende Einheit besorgen.
Ich wurde dann bei einem Motoradhändler fündig, jedoch nur als Gebrauchtteil und als Kombieinheit. Federbein mit innenliegendem Dämpfer. Es gestaltete sich dann etwas schwierig, diese beiden Teile voneinander mit einer Flex zu trennen.

Auch die vordere Federung ist nicht so, wie alle Heinkelfreunde das von ihren Rollern her kenne. Hier ist eine zentrale Feder verbaut. Aus Sicherheitsgründen und weil kein Zerlegeplan vorlag, beließ ich diese Einheit so, wie sie war und restaurierte hier nur alles von außen.

Durch die immer vorhandene freundliche Unterstützung von Herrn Kurz im Lager des Heinkelclubs konnten auch etliche Ersatzteile beschafft werden.
An vielen Heinkelstammtischabenden in Münster konnten hier Probleme in Diskussionsrunden aus der Welt geschafft werden.

Manches Kleinteil wechselte dort den Besitzer und half, den Kiki zu komplettieren.

Es sollte aus Sicherheitsgründen auch eine Blinkanlage installiert werden.
Es stellte sich dann natürlich die Frage, welche Blinkertypen optisch jetzt zu dem Kiki passen würden.
Hier ließ ich mich von Werner Schlüter inspirieren, der bereits Blinker mit einem kleinen Metallhäubchen eines Krankenfahrstuhles verbaut hatte. Johannes Krebs konnte noch mit einigen dieser Lämpchen inklusive 6 Volt Birnen aushelfen, andere wurden auf Teilemärkten erstanden.

Alfred Geuting hatte noch einen Lampenhalter für die Rücklichter und die Aufnahme des Nummernschildes in seinem Reservefundus und konnte mir diesen überlassen.

Dank nochmals an alle Heinkelstammtischmitglieder, besonders aber an Werner Schlüter und Johannes Krebs, die mir jederzeit mit Rat und Tat zur Seite standen.

Und so wurde auf einem Schraubernachmittag bei Siegfried Kanther der Zylinder mit Kolben und Zylinderkopf aufgebaut und die Zündanlage ausgebaut damit ich sie zur Instandsetzung zum Heinkelclub versenden konnte.
Im Nachhinein war es jedoch möglich, eine komplett überholte Zündanlage zu erwerben und dann auch zu verbauen.

Wie am Anfang bereits erwähnt, wurde der Roller ja mit einer defekten Zündanlage veräußert. Dieses Problem musste natürlich auch angegangen werden.

Herr Kurz vom Club hatte jemanden an der Hand, der bereit etliche Male für Clubmitglieder Zündanlagen restauriert hatte. Nach telefonischer Kontakaufnahme erklärte sich Herr bereit, hier Handanzulegen. Ich schickte alles an Herrn Kurtz , der die komplette Einheit dann weiterleitete.

2 Wochen später kam alles einbaufertig zurück

Nun hatte ich in der Zwischenzeit jedoch noch eine zusätzliche völlig überholte Zündanlage erwerben können, die ich dann mit Hilfe von Werner und Johann in den Motor einbauen konnte.

Eine Anekdote sei noch erzählt.

Da ich den Roller ja in meinem Werkzeugkeller auf einem alten Bierzelttisch aufgebaut habe und dieser bald wegen Überbelastung stark durchhing, fiel mir der Roller nachdem ich das Beinschild und das Trittbrett angebaut hatte, seitlich entgegen. Glücklicherweise konnte ich den Sturz etwas abfangen und es entstand nur eine ca. 5 – 10 cm große Beule unten rechts am Beinschild. Mit viel Aufwand, Ausbeularbeit und selbst lackieren mit einer Airbrushpistole gelang eine fast unsichtbare Reparatur.

Ein großes Problem waren auch die Aluminiumabschlussleisten am äußeren Rand des Blechtrittbrettes. Bedingt durch etliche Stürze meiner Vorbesitzer waren diese krumm, eingerissen, verbeult und verzogen. Ebenso war die Riffellung auf der Oberfläche an einigen Stellen nicht mehr vorhanden. So musste dann also geglättet, gerichtet, durch kleben und spachteln ausgebessert, und letztendlich lackiert werden, da es hierfür keinen Ersatz mehr gibt.

Es folgte die Verkabelung und das Verlegen aller Bowdenzüge. Hier waren mir Werner und Johann wieder eine große Hilfe, da sie die Anschlüsse aller Kabel im Kopf hatten und diese auch für einen 6 Volt Roller anzuwenden waren.

Als krönender Abschluss sollte dann nach der Fertigstellung noch eine Windschutzscheibe angebaut werden. Hier kam für mich aber nur die alte Form der Klipper scheibe in Frage. Es ergab sich, dass Gundolf Jöhnk noch eine Klipperscheibe mit allen Komponenten herstellen konnte. Wir verabredeten uns auf dem Deutschlandtreffen in Salzbergen zur Übergabe.
Mit etwas Tüftelarbeit ließ sich diese dann auch gut montieren.

Und so ist der Roller dann auch fertig geworden . Zur Loreley wurde dann eine Fahrt mit Werner Schlüter und Johann Krebs unternommen und wird mir immer in super Erinnerung bleiben.

So, ich hoffe dass Ihr hiermit einen interessanten Artikel zur Bereicherung Eurer Freizeit und als Anregung zur weiteren Planung von ähnlichen Projekten erhalten habt.

Grüße aus dem sonnigen Albersloh

Rainer – Maria Deppe

P.S.

Wenn jemand mal eine vollständige Heinkel Kabine zu einem akzeptablen Preis anzubieten oder zu vermitteln hätte, wäre ich bereit, diese zu erwerben und zu restaurieren.