Die Geschichte beginnt an einem sonnigen Sommertag im Jahre 1959 an einer Eisdiele in Münster:
Ich stehe mit meinem, von meinem Bruder und mir frisch restaurierten, Heinkel – Kiki mit einem Eis in der Hand neben meinem Roller, als ein junger Mann mit einem neuen 103 Al vorfährt, um sich ebenfalls bei der sommerlichen Hitze ein Eis zu gönnen. Es ist Alfred Geuting.
Über den Heinkel kommen wir ins Gespräch und vergessen die Zeit. Plötzlich hält ein weiterer Heinkelfahrer vor der Eisdiele und erzählt uns, dass man plane, in Münster einen Heinkel-Club zu gründen. Er lädt uns zum Mitkommen ein. Wir nehmen das Angebot gerne an und werden spontan die Mitglieder Nr. 3 und Nr. 4.
Kontakt zur IHCU* wird aufgenommen und die Mitgliedschaft beantragt.
In den folgenden Jahren nahmen wir beide an vielen IHCU-Treffen teil.
Inzwischen hatte mein jüngerer Bruder Heinz auch seinen Führerschein gemacht, und einen Heinkelroller gekauft. Nun ist das .Dreiergestirn“ aus Münster perfekt.
Foto 2016: v.l.: Heinz u. Hermann Nixdorf Alfred Geuting
Die großen Treffen der IHCU in ganz Deutschland, Holland und Dänemark wurden besucht. Die Münsteraner waren in 1962 im Trial sehr erfolgreich und wurden „Deutscher Vizemeister“. Ein dreistes Husarenstück erlaubten wir uns in 1961, als ich mit Alfred – obwohl wir beide bei der Bundeswehr waren – mit unseren Rollern über die Transitautobahn durch die DDR zum Heinkeltreffen nach Berlin fuhren. ( Bericht Heinkel-Info Nr. 2/2013.) Hätte man uns erwischt, wäre es für uns beide wohl böse ausgegangen.
Die große Heinkelzeit war dann in den Jahren 1964/65 für uns schon wieder vorbei, die Roller verkauft oder zum Ansehen in die Scheune gestellt. Alternative Fahrzeuge mit Dach wurden angeschafft.
Über meinen Bruder kauften wir verunfallte Fahrzeuge und setzten sie wieder instand. So hatte das Dreigestirn in kurzen Abständen immer wieder andere Pkw’s. mit denen wir gemeinsamen in den Urlaub fuhren.
Als es uns in Münster zu eng wurde, ergab es sich, dass im Umland Grundstücke zu günstigen Preisen angeboten wurden. Wir drei schlugen zu und erwarben drei nebeneinander liegende Grundstücke.
Nachdem der Stress des Häuslebauens abnahm, und es wieder mehr Zeit für andere Dinge gab, wurde zunächst Alfred wieder vom „Heinkelvirus“ befallen. Mit zwei „Neuheinklem·‘ gründete er 1986 den neuen Heinkel-Club Münster. Auch meinen Bruder und mich packte das Heinkelfieber wieder.
Da im Gegensatz zu unseren Behausungen in Münster nun wegen unserer drei Doppelgaragen mehr Platz zur Verfügung stand, begann ein emsiges Kaufen von restaurierungsbedürftigen Heinkelrollern aller Typen. Die Fahrzeuge wurden wie „neu“ restauriert – nicht zuletzt, weil es über den Heinkel-Club-Deutschland alles. was man für Heinkelfahrzeuge an Ersatzteilen benötigte, in kürzester Zeit zur Verfügung stand. Auch profitierten wir immer wieder von der fachlichen Beratung durch Hertha Daiß und später durch Wolfgang Kurz.
1987 reifte im, HCM der Gedanke, jährlich ein Abheinkeln zu veranstalten. Mit zwei weiteren Münsteraner Heinkelfreunden organisierten wir das erste Abheinkeln in Münster, was im Oktober 1988 auf dem Gelände der bischöflichen Sportanlagen durchgeführt wurde. Diese Gelände standen uns bis 2004 zur Verfügung, als wir – wegen der Schließung des Geländes – im Jahre 2006 auf einen Bauernhof in Havixbeck ausweichen mussten.
Wie unsere Heinkelfreunde sagten: ,,Es war rustikal aber sehr schön.“ Die Termine des Münsteraner Abheinkelns wurden für viele Heinkelfreunde zu einem festen Termin in ihrem Kalender.
Da für ein Regionaltreffen mit 60 bis 80 Teilnehmern auf einem Bauernhof viel Equipment erforderlich ist, stellte sich das Problem: Wo bleiben wir mit den ganzen Utensilien zwischen den Treffen? Hier sprang Freund Alfred sofort ein; und er lagerte alles über viele Jahre auf seinem Dachboden.
Bei den von den Münsteranern mit organisierten Jahrestreffen 1994 und 2012 in Salzbergen, stand A1fred stets zur Verfügung und war ein eifriger Helfer an meiner Seite.
In 2007 besuchten Alfred und ich die weltweit größte internationale Oldtimermesse, die „Technoklassika“ in Essen. Wir waren sehr erstaunt, dass der größte markengebundene Oldtimerclub Deutschlands, vielleicht sogar Europas, nicht vertreten war und waren uns sofort einig, dass dieses geändert werden muss. Wir nahmen Kontakt zum Heinkel-Club und zum Veranstalter auf und bekamen für 2008 eine ordentlich große Ausstellungsfläche zur Verfügung gestellt, auf der die gesamten Heinkelfahrzeuge ausgestellt werden konnten.
TK2008 v.l. Alfred Geuting, Erika Nixdorf, Hermann Nixdorf
Mit viel Freude betreuten Alfred und ich – auch unter Mithilfe der Münsteraner Clubkollegen – den Stand vom Heinkel-Club von 2008 bis 2010 . Gerne erinnern wir uns an einen Besuch von ,,Horst Lichter“ auf unserem Stand.
Es soll nicht unerwähnt bleiben, dass der Heinkel-Club-Deutschland unsere finanziellen Ausgaben erstattete. Nach unserem Ausscheiden übernahm Wolfgang Karaus die Organisation, und Betreuung auf dem Heinkelstand.
Im Laufe der Zeit hatte sich in der Sackgasse, in der wir wohnen, eine kleine Heinkel-Kolonie gebildet. In den Garagen bei vier Haushalten standen inzwischen 12 Roller – vom Kiki über 102 A 1 103 Al, 103 A2 bis zum Zweitackter. Im Ort sprach man bereits von der „Heinkelstraße“.
Diese Heinkelfreunde, zu denen auch Alfred Geuting gehörte, unternahmen in den Jahren 1991 nach Berlin bis 2016 nach Holland jedes Jahr eine mehrtägige Jahresfahrt zu unterschiedlichen Zielen – meistens innerhalb Deutschlands. Gerne hätte ich mit meinem Freund Alfred noch einige schöne Fahrten unternommen; aber völlig unerwartet ist er am 20.01.02.2020 für immer von uns gegangen.
Alfreds treue Heinkelroller, die ihm so viel Freude bereiteten, z.B. unter anderem auf Alpentouren, warten nun auf neue Besitzer, um die „Legende am Laufen“ zu halten.
*(lnternationale – Heinkel – Club - Union) (Die IHCU wurde vom Heinkel - Werk zu Werbezwecken gegründet und Kurt Hacker, als hauptamtlicher Sekretär eingestellt. Geschicklichkeits- und Trialmeisterschaften wurden organisiert.)
-von Hermann Nixdorf Mitgl.-Nr.: 3198-